Die raren O.F.C.-Vintages aus Frankfort, Franklin County, Kentucky sind seit Jahren unter Sammlern und Bourbon-Fans bekannt und begehrt, auch wenn die meisten sie nur vom Namen her kennen und nie kosten konnten. Der Grund: Die limitierten Bourbon-Vintages die bis heute auf den Markt kamen gelangten nie in den offiziellen Verkauf, sondern wurden nur für Charity-Aktionen beziehungsweise Versteigerungen zu guten Zwecken herausgegeben. Die Jahrgänge 1980, 1982 und 1983 sammelten fast 1,2 Millionen Dollar für Charity-Projekte für Krebsbehandlung, Mukoviszidose, Leukämie und Lymphom, Kinderrechte, Autismus und Tierschutz. Die Flaschen sind nicht nur selten, einige von ihnen sind völlig einzigartig; sie wurden noch nie zuvor gesehen, und werden vielleicht nie wiedergesehen.
Vom O.F.C. Vintage Bourbon kommen jetzt erstmals auch ein paar wenige Exemplare des 1993er Jahrgangs über den Importeur Diversa Spezialitäten GmbH, der auch die Superpremium-Bourbons E.H. Taylor und Pappy van Winkle importiert, nach Deutschland. Der Preis wird voraussichtlich über 2.500 € liegen. Bedeutet: es wird nicht nur deutlich einfacher in den Genuss dieses Vintages zu kommen sondern auch wahrscheinlich auch noch günstiger als bei den Whisky-Auktionen in UK und USA mitzubieten.
Der Jahrgang ist ein besonderer, denn das Jahr 1993 war ein besonderes . Vieles was sich hier ereignete führte zu einer maßgeblichen Veränderung oder neuen Maßstäben, und viele Ereignisse daraus sind bis heute noch bedeutend.
Der europäische Binnenmarkt tritt in Kraft, in Moskau unterschreiben George H. W. Bush für die USA und Boris Jelzin für die Russische Föderation den START-II-Vertrag zur Deaktivierung aller landgestützten Interkontinentalraketen mit Mehrfachsprengköpfen. In Deutschland werden fünfstellige Postleitzahlen eingeführt, die deutsche Band Die Ärzte feiert ihre Wiedervereinigung und in Las Vegas wird das für 2,4 Milliarden US-Dollar erbaute MGM Grand Hotel eröffnet, mit 5.044 Zimmern seinerzeit eines der weltgrößten Hotels. In den USA debütierte „The X Files“ im nationalen Fernsehen und „Jurassic Park“ brach alle die Kassenrekorde.
Von all dem was in diesem Jahr passierte hat man sich indes in Kentucky nicht aufwühlen lassen. Hier destillierte man still und leise vor sich hin, und legte dann einen kleinen Teil des Bourbons in Fässer auf Seite um ungestört zu schlummern.
Fünfundzwanzig Jahre später war es dann für den 1993er Vintage Zeit, um ans Licht zurückzukehren. Die Welt hatte sich währenddessen völlig verändert. „Es ist schwer zu glauben, dass im Jahr, in dem dieser Bourbon hergestellt wurde, das World Wide Web gerade erst zum Thema wurde“ wirft Master Distiller Harlen Wheatley ein. Da sind wir heute gefühlte Lichtjahre weiter – wer heute kein WLAN hat, zweifelt ja fast an seiner Lebensfähigkeit.
Der 1993er Vintage der diesen Zeitsprung hinter sich hat ruht unbekümmert in einer hochglanzpolierten Holzschatulle, die Kristallflasche ist mit echtem Kupferbuchstaben, handgeschöpften und eingelegten Papieretikett ausgestattet.
Die Verkostungsnotizen für den 25 Jahre alten Bourbon mit 90 Proof (45% vol.) beschreiben, dass er eine Nase von dunklen Kirschen, Honig und rauchiger Eiche hat. Am Gaumen finden sich Noten von Karamell, gerösteter Vanille und Kakao. Für den Abschluss verweilen Kaffee, Ahornsirup und Eiche.
Der Name der Bourbon-Spezialität führt zurück zu Colonel Edmund Haynes Taylor Jr. (1830-1923), einem Pionier und Bourbon-Aristokraten Kentuckys. Er revolutionierte die Bourbon Produktion, führte den “Bottled in Bond Act” ein, und gründete und betrieb sieben verschiedene Destillerien. Die erfolgreichsten waren die O.F.C und die Carlisle Destillierien, die Vorgänger der heutigen Buffalo Trace Distillerie. Der Colonel war ein Mann der Innovationen, und setzte ausschließlich Kupferbottiche zur Fermentierung statt der üblichen hölzernen Bottiche ein, was einzigartig und nicht nur ungewöhnlich, sondern auch sehr teuer für seine Zeit war. Er baute das erste klimatisierte Lagerhaus der USA, und Stills aus Kupfer. Letzteres inspirierte Taylor, seine Destillierie in Frankfort „O.F.C.“ zu nennen, was für Old Fashioned Copper steht. Die modernste Destillerie ihrer Zeit unterhielt Kupfergärbottiche, Kolonnenstills und ein einzigartiges Dampfheizsystem, das bis heute in den Lagerhallen des heute unter dem Namen “Buffalo Trace Distillery” laufenden Betriebs eingesetzt wird.
Die heutige Buffalo Trace Distillery ist nicht nur eine voll funktionstüchtige Brennerei, sondern auch ein National Historic Landmark, das im National Register of Historic Places gelistet ist. Das Visitor Center der Buffalo Trace Distillery unter der Führung von Matt Higgins bietet sechs verschiedene und kostenlose Führungen an. Allein im letzten Jahr wurden hier über 200.000 Besucher empfangen.
Die Erweiterung der Lagerhauskapazitäten stellt einen weiteren Meilenstein in der Geschichte der Brennerei dar, die als National Historic Landmark zu den Kulturdenkmälern des Landes gehört. Seit den 1950er Jahren findet eine groß angelegte strukturelle Ausweitung der Anlage statt.
Unearthing OFC – das Pompeiii des Bourbon
Mit dem internationalen Bourbon-Boom im letzten Jahrzehnt hat auch der Destillerietourismus in den USA zugelegt. Anfang 2018 berichtete die Buffalo Trace Distillery in Frankfort, Franklin County, Kentucky über einen Besucheranstieg von 17% gegenüber dem Vorjahr, und feierte ihren Millionsten Besucher. Das Wachstum der Besucherzahlen in der Destillerie nahm man bei Buffalo Trace zum Anlass zu expandieren. 2016 begann man mit der Renovierung des unteren Stockwerks des lange leerstehenden O.F.C. Still-Gebäudes. Während des Grabens traf das Bauteam dann auf eine Überaschung, etwas wahrlich Großes. Man stoppte die Bauarbeiten und holten Experten hinzu, die Historic Preservation Consultant/Whiskey Historikerin Carolyn Brooks und den Bourbon-Archäologen Nicolas Laracuente. Was sie dann entdeckten, war die ursprüngliche Brennerei von 1873 sowie die Fermenter von 1882.
Weitere Informationen über die O.F.C. Vintages sind unter nachfolgendem Link zu finden: