Hubert Underberg, Gründer der Rheinberger Firma H. Underberg-Albrecht, ließ im Jahr 1869 die Arbeiten am Stammhaus seiner Firma beginnen. Die Vorbereitungen zu diesem Großprojekt im Herzen von Rheinberg, direkt gegenüber dem Rathaus der Stadt, liefen da freilich schon länger: Seit dem Jahr 1850 hatte Hubert Underberg sukzessive Häuser und Grundstücke entlang der Rhein- und Marktstraße aufgekauft und so die räumlichen Voraussetzungen für sein Projekt geschaffen. Auch die Auswahl des verantwortlichen Architekten wollte wohlüberlegt sein; unter mehreren Bewerbungen setzte sich die des Dresdeners Ernst Giese durch. Giese war zu dieser Zeit Professor für Baukunst in Düsseldorf. Als ein Schüler Hermann Nicolais in Dresden plante er ganz im historistischen Geiste der Semper-Nicolai-Schule einen von der italienischen Renaissance inspirierten Stadtpalast, mit einem selbstbewusst dem Rathaus zugewandten Eckturm.

Die Bauarbeiten begannen 1869 und zogen sich bis 1875 hin. Der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71 band immer wieder Arbeitskräfte und Material und brachte einige Verzögerung, doch der Bau schritt fort, Abschnitt um Abschnitt. Am 17. Juni 1871 konnten Hubert und Catharina Underberg ihre Silberhochzeit und das 25-jährige Firmenjubiläum bereits mit einem feierlichen Diner im großen Saal des Mittelbaus zelebrieren. Der Anbau mit dem markanten Turm wurde im folgenden Jahr vollendet.

Der Erfolg der Firma H. Underberg-Albrecht erforderte schon bald weitere Anbauten, und schon 1874 wurde der Anbau eines weiteren Lager- und Bürotraktes planerisch in Angriff genommen. Auch der Sohn des Gründers, Kommerzienrat Hubert II. Underberg, ließ in den Jahren 1906-1907 einen neuen Flügel mit weiteren Wohn- und Kontorräumen anbauen.

Die Marktstraße, entlang derer das Firmenareal beständig erweitert worden war, wurde 1946 in Underbergstraße umbenannt. Anlass zu dieser Ehrung war das 100-jährige Bestehen der Firma H. Underberg-Albrecht.

Zur Jahrtausendwende wurde das Stammhaus generalüberholt: Von 1999 bis 2002 erhielten die Innenräume ihre heutige Gestaltung, die moderne Büroräume und historische Architektur verbindet. Auch die Produktion von Underberg findet seit 2001 wieder in der Fabrik am Stammhaus statt.